Profi am Kamin: Woran man ein Überhitzen erkennt - und was man dagegen tut

Heimwerkerheld GmbH
2020-08-27 13:59:00 / Problemlösung / Kommentare 0
Design Schornstein ZEN

Um einen Kaminofen fachgerecht zu heizen, bedarf es ein wenig Fingerspitzengefühl. Was man unbedingt vermeiden sollte, ist ein Überhitzen des Ofens. Woran man das Überhitzen erkennt und was man dagegen tun kann, erklären wir ausführlich in unserem Beitrag.

Das Problem beim Überhitzen

Nicht selten hört man die Geschichten aus alten Zeiten, wo Oma mal so fror, dass Sie den Ofen heizte, "bis das Ofenrohr glühte". Fast jeder hat diese Art von Geschichte schon einmal gehört - zum Vorbild sollte man sie sich allerdings nicht nehmen: wer es mit dem Überhitzen des Ofens so stark übertreibt, dass man das bereits am Ofenrohr erkennt, riskiert ernsthafte Schäden am Kaminofen und unter Umständen sogar einen Schornsteinbrand. Also: besser einmal keine Ofenteile zum Glühen bringen.

Wodurch entsteht Überhitzung beim Kaminofen?

Hier kann man zwei Hauptgründe ausmachen:

  • 1. Die Zufuhr an Primärluft ist zu hoch
  • 2. Es befindet sich zu viel Brennmaterial im Ofen

Primärluft, das ist die Luft die von unten her an den Brennrost geführt wird, braucht es nur beim Anheizen. Wenn das Anfeuerholz brennt und das erste Scheit Feuer gefangen hat, kann man die Primärluftzufuhr bereits reduzieren. Das geschieht über eine fachgerechte und der Bedienungsanleitung entsprechende Bedienung der Lüftungsschieber. Auf "Anheizen" sollte der Ofen wirklich nur beim Anheizen stehen - danach nicht mehr (außer man möchte im Ofen vor dem Ausgehenlassen noch die Holzreste im Ofen vollständig verbrennen, was meist aber nicht nötig ist).

Mißachtet man diese Regel, wird das Feuer im Ofen zu stark angefacht und das Holz im Ofen verbrennt zu schnell und viel zu heiß. Dafür ist ein Ofen dann meist nicht mehr ausgelegt.

Im anderen Fall, wenn zu viel Brennholz in den Ofen gepackt wird, entsteht ebenfalls eine zu hohe und zu heiße Flamme - einfach weil zu viel Brennmaterial aufgestapelt ist.

Scheite sollten im Ofen immer höchstens in zwei Lagen vorhanden sein. Höher aufgestapelt werden sollte keinesfalls, da sonst das Risiko besteht, dass auch hier Flammen bis in den Abzug hinein hochschlagen.

Welche Holzmenge im Kaminofen in Ordnung ist, lässt sich übrigens ganz einfach aus der Nennleistung des Ofens ermitteln: ein 5 kW Kaminofen mit einem Wirkungsgrad von 80 % benötigt pro Stunde 1 kg Holz, um seine Nennleistung, also die optimale Leistung zu erreichen.

Rechenweg: 5 kW x 0,8 = 4 kWh. 1 kg Holz = 4 kW.

Der Brennraum ist in seiner Größe üblicherweise auch an den entsprechenden Holzverbrauch zum Erreichen der Nennleistung angepasst. Zur Sicherheit kann man aber immer nachrechnen. Die Nennleistung sollte nicht durch Auflegen von mehr Holz oder durch beschleunigte Verbrennung überschritten werden. Das tut dem Ofen nicht gut und schafft noch weitere Gefahren.

Gefahr von Schornsteinbränden

Zu heiße oder zu stark angefachte Verbrennungsvorgänge können dazu führen, dass Flammen bis in den Abzug hochschlagen.

Sind diese Flammen heiß genug, kann das dazu führen, dass sich dort abgelagerter Ruß entzündet. Dann hat man unter Umständen einen massiven Schornsteinbrand produziert, mit all den Folgeschäden. Schornsteinbrände lassen sich in der Regel nicht mehr löschen - hier geht nur noch kontrolliertes Ausbrennenlassen. Natürlich will so etwas aber niemand.

Überhitzen erkennen, vermeiden und beheben

Aus dem oben Gesagten lässt sich leicht ableiten, wie man das Überhitzen eines Ofens erkennt: Wenn man die Brennraumtür öffnet und sieht, dass Flammen bis in den Abzug schlagen, besteht die Gefahr einer Überhitzung.

Hält man sich an die Regeln (maximal zwei Lagen Scheite, Nachlegen nach der Nennleistung, Regelung der Luftzufuhr nach der Bedienungsanleitung) kann man Überhitzen des Ofens jederzeit vermeiden.

Brennt es zu stark im Kaminofen, muss man die Ursache beseitigen - also Luftzufuhr, gegebenenfalls auch die Drosselklappe, schließen, überschüssiges Brennmaterial notfalls entfernen (was meist aber nicht nötig ist, wenn man die Verbrennung gefühlvoll verlangsamt, reicht das meist aus).

Seltenere Ursachen

In seltenen Fällen kann auch der Kaminzug zu stark sein. Das bekommt man gegebenenfalls durch den Einbau eines Zugbegrenzers in den Griff - auch eine Anpassung des Schornsteins nach einer Neuberechnung der Dimensionierung des Schornsteins durch den zuständigen Schornsteinfeger kann hier eine Möglichkeit sein.

Defekte Dichtungen am Kaminofen können in seltenen Fällen ebenfalls die Ursache dafür sein, dass ein Ofen zu viel "Luft zieht" und die Verbrennung damit zu stark angefacht wird. Gegebenenfalls sollte man das vom Fachmann überprüfen lassen, wenn hier ein Verdacht besteht.

In einigen Fällen kann es auch vorkommen, dass die Scheibenspülung des Ofens zu weit geöffnet ist, und der Ofen dadurch zu viel Luft im Brennraum erhält.

Auch das Brennmaterial selbst hat einen Einfluss auf die Art der Verbrennung und die Verbrennungsgeschwindigkeit. Verheizt werden sollte immer nur unbehandeltes, naturbelassenes Holz. Chemische Stoffe auf dem Holz oder gar Beschichtungen oder Lacke können eine Verbrennung sehr viel heißer ablaufen lassen - mit der Folge, dass der Ofen sehr schnell überhitzt und Schaden nimmt. Auch sehr harzhaltiges Nadelholz sollte nicht in den Kaminofen - spritzendes und zischendes Harz verschmutzt nicht nur die Scheibe sondern kann auch gefährlich für den Ofen sein.

Wenn Überhitzung häufiger auftritt und die Flammen im Brennraum immer gleich hektisch nach oben schießen, sollte man die angegebenen Ursachen ebenfalls in Betracht ziehen und die entsprechenden Einstellungen des Ofens, das Brennmaterial genau in Augenschein nehmen und die Dichtheit prüfen lassen. Glühende Ofenrohre sind nämlich kein Zeichen von enthusiastischem Heizen sondern lediglich von mangelndem Gefahrenbewusstsein.


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